Donnerstag, 30. August 2012

Tag 7: Sightseeing und ländliche Idylle

Uiuiui, nach einer ewig langen Schreibpause hab ich's nun endlich wieder geschafft, mich an den Schreibtisch zu setzen. Höchste Zeit ist es, euch von den letzten Tagen unseres Norwegen-Trips zu berichten.

Wie im vorigen Post angekündigt, gestaltete sich Tag 7 abwechslungsreich. Vom Sightseeing in der Großstadt bis hin zum Lagerfeuer auf einer norwegischen Alm war alles dabei. Wie gewohnt, lassen wir den Tag aber mit einem Guten-Morgen-Video von Bernie beginnen:



Nach diesem offensichtlich gelungenen Start in den Tag hockten wir uns also wieder gut erholt ins Auto und starteten unsere Fahrt Richtung Süden. Auf dem Plan standen 2 Stopps: Trondheim und das kleine Örtchen Tolga, welches gleichzeitig auch unser Tagesziel werden sollte. In Summe legten wir am Tag 7 etwas mehr als 400 km zurück. Rund 80 davon hätten aber wirklich nicht sein müssen - dazu kommen wir aber später ;)

Auf dem ersten Teilstück nach Trondheim hatten wir wettermäßig wieder mal richtig Glück, was sich natürlich auch auf unsere ohnehin schon gute Laune auswirkte.



Nach etwa 2 Stunden Fahrtzeit erreichten wir schließlich Trondheim (B), mit 176.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Norwegens. Da wir durch unsere Tagträumerei die entsprechende Autobahnausfahrt verpasst hatten und unsere Straßenkarte keine Detailkarte der Stadt abgedruckt hatte, dauerte es gut eine halbe Stunde länger, bis wir nach planlosem Hin- u. Herkurven endlich den Weg ins Zentrum fanden. Dort spürten wir aber scheinbar instiktiv die günstigste Parkgarage der Stadt auf und konnten so wieder etwas Zeit gutmachen.

Kaum hatten wir das Auto abgestellt, gings auf direktem Wege zum nächsten Burger King. Dort konnten wir unsere dringendsten physischen Bedürfnisse - den "Stoffwechsel" betreffend - stillen ;) Anschließend erkundeten wir, was die Stadt so alles zu bieten hat.

Der beeindruckende Nidarosdom




Leider wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, dass dieses "Einkaufscenter" hinter uns zu den bedeutendsten Kirchen Norwegens zählt und als Nationalheiligtum gilt. Erst im Nachhinein informierten wir uns auf Wikipedia, was es denn mit dem Nidarosdom so auf sich hat. Hätten wir die Infos vorher gehabt, hätten wir uns wahrscheinlich auch das Innere des Doms mal näher angesehen.

Trondheim ist bekannt für seine Pfahlbauten. Die bunten Häuser erinnern mich fast ein bisschen an Innsbruck

Nach dem wir noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit unter die Lupe genommen hatten, zog es uns - wieder ganz instinktiv - in die Fußgängerzone Trondheims. Und dort fanden wir endlich das, war wir insgeheim wirklich gesucht hatten: Kaffee! Guten Kaffee!


Natürlich überzeugte sich Bernie zuerst von der Qualität des Produktes, bevor wir dann zur Verkostung schritten. Eines vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht :)

Schritt 1: Geruchstest
Schritt 2: Präsentation / optischer Eindruck
Schritt 3: Die Probe aufs Exempel - die Verkostung ;)

Nachdem wir nun das Gerücht, es gäbe keinen guten Kaffee in Norwegen, als unhaltbar entlarven konnten, hatten wir unsere eigentliche Mission in Trondheim erfüllt und konnten uns zufrieden wieder ins Auto setzen.

Nun folgte eine 200 km lange Strecke nach Tolga (C), auf der wir rund 280 km zurücklegten. Wie das geht? Das erzähl ich euch gleich. Zuerst müsst ihr aber wissen, was uns in dieses schöne aber abgelegene 1600-Seelen-Dörfchen mitten im norwegischen Outback (1 Einwohner/km²) lockte. Julia, ein (abenteuer)lustiges Mädel aus unserem Heimatort Sillian macht dort oben im Zuge ihrer Ausbildung gerade ein Praktikum auf einem Bauernhof. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, nach Veronika (Lyngen Lodge) die zweite Exil-Sillianerin in Norwegen zu besuchen.

Als wir am Tag zuvor sahen, dass sich ein Besuch ausgehen würde, nahmen wir spontan Kontakt mit Julia auf und kündigten unseren Besuch an. Sie war so frei, uns den Weg zu ihrem Aufentholtsort zu beschreiben. Und wir waren uns sicher, auf Anhieb dorthin zu finden (wenn's möglich war, ohne Stadtplan die günstigste Parkgarage in Trondheim zu finden, sollte das ja wirklich kein Problem sein). Julia erklärte uns, dass das Anwesen zwischen den beiden Orten Tynset und Tolga liegen würde und dass wir nur nach einem Schild mit dem Hausnamen "Eidsvollen" Ausschau zu halten hätten. Nachdem wir die 20 km zwischen Tynset und Tolga einmal rauf und runter gefahren waren und trotz genauestem Lesen ALLER Schilder das richtige nicht finden konnten, griffen wir zum Handy und riefen Julia an. Diese zeigte sich hilfsbereit, stieg auf ihr Rad und fuhr vom Hügel runter zur Straße, wo sie uns in Empfang nehmen und auf die richtige Straße lenken wollte. Wie es der Zufall wollte, öffnete der Himmel wenige Minuten später seine Schleusen und es schüttete wie aus Eimern. Nun hieß es aber Gas geben, schließlich wollten wir verhindern, dass Julia wegen uns so richtig eingeweicht wurde. Ein weiteres Mal nahmen wir die 20 km in Angriff und wieder war weder vom Schild noch von Julia etwas zu sehen. Ungläubig und getrieben von einer leisen Vorahnung aktivierten wir das Datenroaming unseres Handys - nun konnte nur noch Google Maps helfen. Auch wenn unsere Straßenkarte keine mehr anzeigte, es musste hier noch eine zweite Straße geben. Und tatsächlich: Erst bei näherem Heranzoomen zeigte uns Google die paralell verlaufende alte Straße, auf der Julia höchstwahrscheinlich auf uns warten würde. Mit schlechtem Gewissen stieg Bernie aufs Gas und rauschte vollen Spurrinnen zum Trotz Richtung vereinbarten Treffpunkt. Und diesmal wurden wir fündig: Das gesuchte Schild stand wie beschrieben neben der Straße und auch Julia war da. Sie kauerte unter dem Dach eines winzigen Müllhüttchens und suchte so Schutz vor dem strömenden Regen. Zu unserer Überraschung war sie nicht mal sauer, sondern schien sich sogar ein wenig zu freuen uns zu sehen :)

Im Haus der Familie Gunhild Skattebu und Ola Jordet trafen wir sehr zu unserer Freude auf einen Haufen junger Leute. Eldri und Hans-Ola, die beiden Kinder des Hauses, Audun, ein Studienkollege von Hans-Ola, sowie Helena und Marlene, die beiden Arbeitskolleginnen von Julia, bereiteten uns einen herzlichen Empfang. Dazu gabs auch noch Kaffee und einen leckeren Kuchen, den Julia extra für uns gebacken hatte! Und als Krönung wurden wir auch noch dazu eingeladen, im Haus zu übernachten - somit konnte unser Zelt eine weitere Nacht ungenützt bleiben.

v.l. Bernie, Audun, Julia, Hans-Ola, Helena, Eldri, Marlene

Nach einem unterhaltsamen Kaffeeklatsch - endlich konnten wir auch mal Einheimischen reden, die nicht an einer Tankstelle oder auf einem Campingplatz arbeiteten - führte uns Julia durch das Anwesen und zeigte uns ihren Arbeitsplatz.

Julias Reich: der Kräutergarten
Hier werden die Kräuter getrocknet, um sie später zu Tee verarbeiten zu können




Nach dieser interessanten Führung durch das Anwesen der Familie hatten wir aber noch nicht alles gesehen und auch erst die Hälfte der Familie kennengelernt. Die Eltern und die jüngere Schwester von Hans-Ola und Eldri verbrachten den Abend auf ihrer Alm, die sich ca. 10 Autominuten oberhalb des Hauses befindet. Die Frage, ob wir Lust hätten da hoch zu fahren, beantworteten wir natürlich mit einem klaren JA! Also stiegen wir gegen 23.30 Uhr allesamt nochmal ins Auto und fuhren hoch auf die Alm.

Dort hatten Gunhild und Ola sowie zwei ihrer Freunde bereits ein großes Lagerfeuer entfacht, um mit dem Rauch Mosquitos zu vertreiben und gleichzeitig für wohlige Wärme zu sorgen. Während wir mit dem ein oder anderen Bierchen und/oder Irish Coffee verwöhnt wurden, sorgte die langsam untergehende Sonne für eine einzigartige Stimmung.



Der Abend auf der Alm gestaltete sich nicht nur stimmungsvoll, sondern auch äußerst interessant. Eldri und ihre Schwester führten uns in die uralten Hütten der Alm, die uns einen guten Eindruck davon vermittelten, wie die Menschen hier vor langer Zeit lebten. Und Ola, ein begeisterter Jäger, ließ uns wissen, dass es hier oben Wölfe und Bären gibt und schilderte, wie er immer wieder auf Bärenjagd gehen muss, um die Nutztiere der Bauern vorm Gefressenwerden zu bewahren. Als sich die Sonne mitten in der Nacht schlussendlich doch verabschiedete und es langsam kühl wurde, verabschiedeten wir uns von Gunhild, Ola & Co. und fuhren wieder runter ins Tal. Dort angekommen führte uns Julia zu unserem Schlafplatz:



Einen urigeren und gemütlicheren Schlafplatz als diesen kann man sich wohl kaum vorstellen. Wie ihr euch denken könnt, haben wir hier besonders gut geschlafen!

Im nächsten Posting (das nicht mehr so lange auf sich warten lassen wird) erzählen wir euch von Tag 8, dem vorletzten Tag unserer Reise, der mit einem vorzüglichen Frühstück im Hause Gunhild Skattebu und Ola Jordet begann, uns in die Olympiastadt Lillehammer führte und auf einem Hügel über dem größten See Norwegens endete.

Nun möchten wir aber die Gelegenheit nützen und uns hoch offiziell bei Gunhild und Ola, ihren drei Kindern und ihren Mitarbeiterinnen, allen voran aber bei Julia für den grandiosen Abend bedanken - er wird uns mit Sicherheit sehr lange in guter Erinnerung bleiben!

Alle weiteren Fotos von Tag 7 findet ihr wie immer in der entsprechenden Fotogalerie!

Freitag, 10. August 2012

Tag 6: Der Tag im Auto

Wie versprochen, darf Bernie wieder seinen frühmorgendlichen Kommentar zum Zeltplatz abgeben:



Nach dieser offensichtlich "erholsamen" Nacht waren wir also wieder bereit fürs Auto. Und in diesem sollten wir mehr oder weniger den gesamten Tag verbringen. Unsere Fahrt führte uns von unserem Zeltplatz westlich von Bodø (A) immer Richtung Süden, zuerst am Polarkreis (B) vorbei, dann weiter nach Mo i Rana (C) und schlussendlich bis auf einen Campingplatz (D) 23km vor Steinkjer. In Summe stolze 535 km. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 67 km/h (mehr ließ die kurvenreiche Strecke und die blöden Pässe nicht zu) ergab sich eine Nettofahrtzeit von 8 Stunden.


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Während dieser schier endlosen Fahrt gab es wenige Highlights zu sehen und auch das schlechte Wetter hüllte die Landschaft in ein monotones, langweiliges Grau. Es sei noch einmal betont, wie wichtig es in solchen Situationen ist, ausreichend gute Musik im Auto zu haben! ;) Nach den ersten 121 km erreichten wir das erste - und eigentlich einzige - "Highlight" dieser Fahrt: den Polarkreis. Im Video seht ihr, wie begeistert wir von diesem Platz waren:




Was uns hier aber nochmal bewusst wurde war, dass sich all das, das wir bisher erlebten, nördlich des Polarkreises abgespielt hatte. Wenn man sich mal auf einer Karte ansieht, wie weit dieser Polarkreis im Norden ist, dann ist das schon irgendwie erstaunlich.

Unseren nächsten Stopp absolvierten wir 80km weiter in der wenig einladenden Industriestadt Mo i Rana (C). Dieser Halt diente ausschließlich der Nahrungsaufnahme und dem Auffüllen unserer Vorräte. Nach mehreren Tagen Dosenfutter, gönnten wir uns hier wieder mal eine "richtige" Mahlzeit:



Mit vollen Bäuchen ging's anschließend wieder auf die Straße - und zwar für eine recht lange Zeit. Unser nächster Halt (Pinkelpausen ausgenommen) war nämlich gleichzeitig auch unser Tagesziel - der Campingplatz Kvam (D), 23 km nördlich von Steinkjer. Da es gerade wieder mal wie aus Eimern schüttete, wollten wir unter allen Umständen vermeiden, bei diesem Hundswetter unser Zelt aufbauen zu müssen. Also hielten nach einem Campingplatz Ausschau, auf dem wir ein kleines Hüttchen mieten konnten. Und am Campingplatz Kvam - wunderschön an einem See gelegen - hatten wir Glück: wir bekamen die letze freie Hütte!

In diesem kleinen Hüttchen quartierten wir uns für diese Nacht ein

Auch wenn die Hütte nicht gerade viel Platz bot, oder vielleicht gerade deswegen, war sie wirklich sehr gemütlich und wir waren mehr als glücklich, den Abend im Trockenen und Warmen verbringen zu können.



 Und hier unser Lagebericht in bewegten Bildern:




Nach dem leckeren Abendessen, das uns Bernie  in der Hütte gezaubert hatte,  und einer erfrischenden Dusche, verbrachten wir den Abend in der Bar des Camping Platzes. Dort gab es nämlich WLAN und "günstiges" Bier um 8,- Euro pro Glas ;) Nach einem lustigen Skyper mit unserem Kumpel Andi und EINEM Glas Bier, ging's dann gegen Mitternacht ins Bett. Und zwar endlich wieder einmal in ein richtiges Bett!

Der nächste Tag hatte wieder richtig viel Abwechslung zu bieten: Zuerst gings zum Sightseeing runter nach Trondheim, danach in die Nähe von Tolga, wo wir auf einer Farm bzw. auf einer Alm einen urigen Abend verbringen durften. Dass wir dort hinkamen, war natürlich kein Zufall - mehr dazu aber im nächsten Eintrag.

Sonntag, 5. August 2012

Tag 5: Lofoten - Landschaften wie aus dem Bilderbuch

Tag 5 unseres Norwegen Road Trips begann - wie soll man sagen - etwas durchwachsen. Am besten, wir lassen das Bernie kommentieren:



Kein Wasser mehr für den Kaffee und immer noch jede Menge Mosquitos - das waren gleich zwei gute Gründe unsere Zelte so schnell wie möglich abzubrechen und unsere Fahrt auf die Lofoten fortzusetzen.
Unser Ziel für diesen Tag stand fest: Gemütlich bis nach Moskenes (H) zu fahren und dabei die Landschaft der Lofoten so richtig zu genießen und dann per Fähre nach Bodø (I) überzusetzen und dort einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Dieser Plan ging schlussendlich auch auf, auch wenn nicht alles so verlief, wie's eigentlich geplant war ;)


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Wir hatten zwar kein Wasser mehr, aber dafür noch ein paar Chocolate Chip Cookies übrig, die uns die ersten 63 Kilometer bis nach Svolvaer (B) versüßten. Dort angekommen, peilten wir gleich das Zentrum des schön gelegenen Städtchens an, um uns schnellstmöglich die obligatorische Dosis Koffein zuzuführen. Auf der Terrasse eines am Hafen gelegenen Cafès konnten wir dieses Bedürfnis stilgerecht befriedigen. Die Sonnenstrahlen, die sich langsam gegen die zähe Wolkendecke durchsetzten, entschädigten uns für den wenig beigeisternden Geschmack des Kaffees. Wir waren uns einig: Einen Supermarkt zu finden, wo wir unsere (Wasser-)Vorräte auffüllen konnten - das hatte nun oberste Priorität! Im kleinen Svolvaer keine schwierige Aufgabe. Gerade mal ein paar Straßen weiter war er schon, der erlösende "Coop Mega" Markt. Neben Wasser, fanden wir noch weitere nützliche Dinge:



Was sich wohl die zwei Pensionisten im Hintergrund von uns dachten? Egal. Der Kofferraum unseres Passats war wieder vollbeladen mit allerlei notwendigen und weniger notwendigen Lebensmitteln und so konnten wir unsere Fahrt unbekümmert fortsetzen. Vorher gings aber nochmal kurz ins Zentrum, um uns in der Tourist-Info Postkarten zu kaufen und einen Fährplatz nach Bodø reservieren zu lassen. Der nette Herr dort ließ uns wissen, dass man für unsere Route keine Plätze (mehr?) reservieren konnte und riet uns daher, möglichst früh in Moskenes zu sein, um auch ja auf die Fähre zu kommen. Also trödelten wir nicht lange rum und begaben uns wieder on the Road.



Je weiter wir nach Süden kommen, desto markanter wird die Landschaft

Nach 83 km fühlten wir uns am wunderschönen Flakstadpollen (C) trotz des Zeitdrucks doch dazu "genötigt" stehenzubleiben, um ein paar Fotos zu schießen.



Von da an war die Landschaft wirklich so schön, dass man am liebsten alle 2 Kilometer aufgehalten hätte, um ein Postkartenmotiv nach dem anderen einzufangen. 

Nach wenigen Kilometern sind wir in der idyllischen Jusnesvikabucht (D) angelangt

Die Küstenabschnitte auf denen wir unterwegs waren wurden zunehmend schmäler, die Berge immer höher und die straßen immer enger und kurvenreicher. Irgendwann befanden wir uns inmitten der atemberaubenden Kulisse, die man von so manchen Reisemagazinen kennt und die die Lofoten zu einem der beliebtesten Reiseziele in Norwegen macht.

Rund um Reine bilden die steil emporragenden Gipfel eine beeindruckende Kulisse (E)
Idyllisch gelegen: das kleine Fischerdorf Reine (F)

Da wir nicht zu spät zur Fähre kommen wollen, setzten wir unsere Fahrt nach einigen Fotos fort. Die Landschaft zog unsere volle Aufmerksamkeit auf sich und so bemerkten wir gar nicht, dass wir am Fährhafen in Moskenes (H) vorbeifuhren. Dementsprechend staunten wir nicht schlecht, als irgendwann die Straße zu Ende war und in einem kleinen Parkplatz mündete. Wir waren im 100-Einwohner-Dorf Å (G), sozusagen dem Ar*** der Lofoten, angelangt. Der Name des Örtchens ist übrigens bezeichnend: Å ist nämlich der letzte Buchstabe im Norwegischen Alphabet. Nach dieser Überraschung machten wir kehrt und rauschten die fahrradstreifenbreite Straße zurück nach Moskenes, wo wir unser Auto 2 Stunden vor Abfahrt der Fähre in der vorgesehenen Spur abstellten. Nachdem wir auch das Fährticket gelöst hatten, nutzten wir die freie Zeit für eine kurze Wanderung auf einen Hügel.

In Reihe 4 wartet unser Passat darauf, an Bord genommen zu werden
Vom Hügel aus bietet sich ein schöner Ausblick auf den Hafen von Moskenes
Nach 5 Tagen "on the Road" trage ich Bernie auf Händen ;)

Rechtzeitig vor der geplanten Abfahrt der Fähre um 19.30 Uhr waren wir wieder bei unserem Auto und ahnten bereits Schlimmes, als wir die vielen PKWs und Wohnwagen auf der Spur für vorreservierte Fahrzeuge sahen. Sollten wir tatsächlich nicht mehr auf die Fähre kommen? Und tatsächlich: Nachdem die ersten 3 Spuren im Bauch des Schiffes verladen waren, war Schluss. Selbst mit einem Fiat 500 hätten wir nicht mehr Platz gehabt und so mussten wir auf die nächste Fähre mit geplanter Abfahrt um 23.00 Uhr warten. Sich (wie viele andere) darüber aufzuregen, hätte garnichts gebracht. Also taten wir das, was man in so einer Situation immer tun sollte: Wir lehnten uns zurück und tranken eine Tasse frisch zubereiteten Kaffee :)



Die 3 Stunden zustätzliche Wartezeit vergingen erstaunlich schnell und so waren wir beinahe überrascht, als sich vor uns erneut ein mächtiges Schiffsmaul öffnete.


Dieses Mal waren auch wir an der Reihe und so verließen wir um 23.10 schließlich die beindruckenden Lofoten. 



Nach kurzer Fahrtzeit stellten wir fest, dass unsere Verspätung etwas Gutes mit sich brachte. Etwas verdammt Gutes! Dadurch, dass wir die Inselgruppe erst zur späten Stunde verließen, kamen wir in den Genuss eines beeindruckenden Sonnenuntergangs - oder besser gesagt, mehrerer Sonnenuntergänge. Denn kaum war die Sonne hinter einem Gipfel verschwunden, tauchte sie kurze Zeit danach etwas weiter rechts wieder auf, um sich gleich danach hinter dem nächsten Gipfel zu verstecken.


 

Auch wenn es an Deck eiskalt war, fiel es schwer, ins warme Innere des Schiffes zu gehen und dadurch auf diesen Anblick zu verzichten. Eine gute Stunde lang trotzten wir Wind und Wetter, bevor wir uns eine wärmende Tasse Kaffee gönnten (nein, wir sind keine Koffeinjunkies - die Teeküche war geschlossen). Die restliche Zeit an Bord - die Überfahrt dauerte mehr als drei Stunden - nutzten wir zum Aufladen unserer Akkus (unsere eigenen Batterien blieben jedoch leer) und für ein lustiges Skype-Gespräch mit unserem Kumpel Marc, der zuhause in Graz noch immer nicht ans Schlafengehen dachte. Um 02.20 Uhr gingen wir in Bodø (I) schlussendlich wieder an Land.



Nun hieß es schnellstmöglich einen Zeltplatz zu finden. Da wir die ersten Kilometer durch urbanes Gebiet fuhren, war dies gar nicht so einfach. Erst nach 40 Kilometern hatten wir endlich ein Plätzchen (J) gefunden, das sich halbwegs zum Campen eignete. Wie gut es sich tatsächlich eigenete, wird euch Bernie am Beginn des nächsten Postings schildern ;)

Wie immer gibt es wieder viele weitere Fotos in der Tagesgalerie zu sehen: Tag 5: Lofoten